Generationswechsel in der Buchkunst.

Generationswechsel in der Buchkunst

Besucht man seit Jahren Buchkunstausstellungen, so zeigt sich langsam eine Veränderung bei den Ausstellern wie bei den Besuchern. Alte vertraute Gesichter sind plötzlich nicht mehr da, eine neue Generation tritt in die Fußstapfen der Alten, bei den Sammlern wie bei den Künstlern. Was bedeutet diese Wahrnehmung für die Buchkunst, das Künstlerbuch als Kunstform?

Hier zeichnet sich eine Veränderung, eine Verjüngung der Buchkunst ab. Diesen Erneuerungsprozess kann man, solange es Kunst gibt, beobachten. Seit der frühen Buchmalerei ist diese Kunstform, diese Kunstrichtung immer im Umbruch, gebiert sich aus sich selber immer wieder neu. Aber gerade dieses hinzukommen von neuen Gedanken, Empfindungen und Wahrnehmungen sowie Ausdruckskraft sind es, was die Entwicklung der Buchkunst fördert und sichert. Buchkunst lebt, wenn auch in gänzlich anderer Form als noch vor nahezu 800 Jahren. Buchkunst unterliegt wie jede Kunstform einer unaufhörlichen Entwicklung. Gerade dies gilt es, in unser Bewusstsein zu rufen.

Nicht die klassische Lehre von Johannes Gutenberg macht die Buchkunst alleine aus. Sie ist nur ein Teil. Buchkunst ist weitaus vielfältiger als wir uns gemeinhin vor Augen führen.

Wer schreibt schon heute noch mit dem Gänsekiel, auch wenn dies durchaus reizvoll sein kann. Die Buchmalerei wurde vom Inkunabelbuch abgelöst. Ist aber ein handgeschriebener Text bedeutender als ein gedruckter? Wer druckt heute noch wirklich in Bleilettern? Hat nicht inzwischen schon der Sieb- oder Laserdruck diesen Platz eingenommen?

Nur was sich entwickelt ist lebendig. Unter diesem Gesichtspunkt ist es eine Freude, ohne die Arbeit von uns Alten schwächen zu wollen, dass wir so viele neue Richtungen in ihren Anfängen erleben dürfen, es ist gleichzeitig ein Beweis dafür, dass die Entwicklung der Buchkunst weitergehen wird. Lassen wir uns deshalb durch diesen frischen Wind inspirieren und erleben wir diese Entwicklung nicht als gefährlichen Sturm, der der Lehre entgegensteht. Wir werden dann alle voneinander profitieren, so wie es die Künstler schon bisher immer wieder gemacht haben.

Buchkunst lebt!

Buchkunst verändert!

Buchkunst wirkt!

Gerd J. Wunderer